Ein Haus voller Kinder – Gemeinsam STARK
Grundschule Morbach
Grundschule Morbach
Von Frauke Lörsch, Christina Reis, Kristine Schmitz, Nina Weinand, veröffentlicht am 13.04.2016, Stand: 01.12.2017
Bevor wir mit unserem Projekt gestartet sind, wurden die Ideen und Vorschläge im Kollegium vorgestellt, da eine Realisierung ohne dessen Mitwirken und Unterstützung nicht möglich gewesen wäre.
Wir haben es uns zum Ziel gemacht, den schulischen Alltag demokratischer zu gestalten, indem Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer gleichermaßen in schulische Entwicklungsprozesse eingebunden werden.
Entscheidungen gemeinsamen treffen, eine eigene Meinung haben und sie äußern können, Ernst genommen werden, Teilhabe, Toleranz und Rücksichtnahme – all dies steht im Mittelpunkt und soll den Lernort Schule zu einem Lebensort machen, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen und sich bestmöglich entwickeln können.
Dies wird durch unterschiedliche Projekte und Konzepte umgesetzt. Hierzu zählt unter anderem der Klassenrat, durch den die Kinder lernen, selbstgewählte Themen eigenständig zu besprechen und Anliegen eigenverantwortlich zu klären. Dies ermöglicht die Ausbildung von wichtigen Kompetenzen und vor allem lernen die Kinder, Demokratie selbst zu leben. Der Klassenrat ist nun seit 2 Jahren ein fester Bestandteil in unserem schulischen Alltag und wird von den Kindern und Lehrkräften gleichermaßen geschätzt und als relevant angesehen.
Ein weiterer Schwerpunkt stellt das Schülerparlament dar. Nachdem in allen Klassen der Klassenrat eingeführt wurde, haben wir uns entschlossen, im zweiten Projekt-Jahr das Schülerparlament aufzubauen. Strukturen und Abläufe, die die Kinder bereits aus dem Klassenrat kennen, finden hier Anwendung und die Schülerinnen und Schüler können klassenübergreifende Entscheidungen und Prozesse aktiv mitgestalten und neue Ideen entwickeln. Auch hier ist es das Ziel, die Schüler und Schülerinnen an schulischen Prozessen teilhaben zu lassen. „Wie regeln wir die Belegung des Spielfeldes?“, „Was brauchen wir Kinder in der Schule?“, „Welche Schwierigkeiten müssen gelöst werden?“- das sind nur wenige Fragen, mit denen sich die Kinder selbst auseinander setzen können um Ideen zur Lösung zu entwickeln, diese umsetzen und hautnah erleben, was Mitbestimmung bedeutet und welche Verantwortung dies mit sich bringt.
Durch die Einbindung der Kinder soll ein Schulklima geschaffen werden, in dem sich alle beteiligten Akteure wohl fühlen und für einander verantwortlich sind.
Durch die Ausbildung von Streitschlichtern erfahren die Kindern intensiv, was es bedeutet, aufeinander zu achten und einen rücksichtsvollen, und vor allem gewaltfreien Umgang miteinander zu pflegen. Zudem erlernen die Kinder Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen, die auch außerhalb des schulischen Kontextes großen Nutzen haben.
Während der Umsetzung sind wir zum Glück auf sehr wenige Hindernisse gestoßen. Da es zu Beginn noch keine festen Bausteine in diesem Arbeitsbereich gab, waren wir mit der Gestaltung aus Ausführung sehr frei und konnten uns an unseren bereits vorhandenen Kompetenzen und den Bedürfnissen und Vorstellungen der Schule orientieren. Durch die zeitnahe Rückmeldungen der Lehrkräfte oder der Kinder können wir aktuelle Probleme und Stolpersteine recht schnell aus dem Weg räumen, zum Beispiel bei der Organisation und Umsetzung des Klassenrates oder des Schülerparlaments. Schwierigkeiten werden mit den Beteiligten besprochen (Klasse, Modellschul-Team, Schulleitung) und gemeinsam werden Vorschläge gesucht und Prozesse neu gestaltet.
Zum Ende des zweiten Schuljahres haben wir eine Umfrage zum Klassenrat und zum Schülerparlament gemacht. Hierfür haben wir einen Fragebogen entwickelt, der sowohl von der Schülerinnen und Schülern als auch von den Lehrerinnen und Lehrern ausgefüllt wurde. Insgesamt hat sich gezeigt, dass alle sehr zufrieden mit dem Klassenrat und dem Schülerparlament sind. Dies schließt nicht nur die Organisation und Umsetzung ein, sondern auch die Ergebnisse, die hier erzielt werden.
Die Klassenvertreter, die im vergangenen Schuljahr am Schülerparlament teilgenommen haben, haben die Arbeit und erreichten Erfolge ebenfalls positiv bewertet. Vorschläge aus den Klassen wurden umgesetzt (z.B. Schulregel, Streitigkeiten in der Pause) und gemeinsam wurden Ideen diskutiert und realisiert (z.B. neue Bücher für die Bücherei, ein Sandkasten, neue Fußballtore). Dabei ist es sehr wichtig, dass die einzelnen Gremien zusammenarbeiten, Vorschläge des Klassenrats im Schülerparlament diskutiert werden, Information des Schülerparlaments an die Klassen weiter gegeben werden, der Austausch mit den Lehrkräften und vor allem mit der Schulleitung, die eine ‚Sprechstunde‘ für die Vertreter des Schülerparlaments hat, in der aktuelle Anliegen und Vorschläge der Schülerinnen und Schüler vorgebracht werden können.
Auch wenn wir noch nicht alle Verschläge zufriedenstellend umsetzen können, so bestätigen uns die Kinder, sie haben das Gefühl, es gebe „weniger Streit und die Schule ist schöner geworden.“
©2024 Koordinierungsstelle für schulische Demokratiebildung und Modellschulen für Partizipation und Demokratie im Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz
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